Das war noch auf meiner Liste.
Wie wird es wohl ablaufen, wenn ich zum ersten Mal hier zum Arzt muß?
Jetzt weiß ich es, denn gestern hatte ich meinen ersten Arzttermin.
Gleich jeglichen Spekulationen vorzubeugen,
ich hatte eine Blasenentzündung und wollte nur abchecken,
ob nach dem Antibiotikum wieder alles in Ordnung ist.
Vorweg muß ich noch erwähnen, dass ich 2 Wochen
warten musste um einen Termin zu bekommen.
Das fand ich schon etwas lang,
glücklicherweise bin ich gut mit Arzneimitteln eingedeckt.
Ich wurde 30 Minuten vor dem eigentlichen Termin bestellt, um den Papierkram zu erledigen.
Die Anmeldung und der Warteraum erinnerten mich eher an eine Hotellobby.
Nettes Personal, komfortable Sitzgelegenheiten und musikalische Berieselung.
Ich füllte also den Aufnahmebogen aus, wurde anschließend erneut
aufgerufen um die Versicherungsfrage zu klären.
Eigentlich hatte ich mir einen Arzt ausgesucht, der direkt mit
unserer Versicherung abrechnen kann, aber das wollten die Damen dann nicht.
Ich müsste Vorkasse leisten und dann mit meiner Versicherung abrechnen.
Wer weiß, vielleicht ist es auch sinnvoller.
Danach sollte ich mich wieder setzen und wurde dann
nach ca. 10 Minuten von einer Schwester aufgerufen.
Zuerst wurde das Gewicht bestimmt und dann mußte ich diverse Fragen beantworten.
Bei meiner Körpergröße hatte ich mich gleich vertan, da ich angab 5 yard groß zu sein.
Die Schwester guckte mich mit großen Augen an und sie meinte dann:
„You mean foot, right.“
Oops, natürlich, sorry.
Sonst hätte ich wohl noch mehr Probleme, gescheite Hosen zu bekommen.
Etwas sonderbar fand ich die Frage, ob ich mich im Auto anschnalle.
Aber wird schon seinen Sinn haben.
Dann war wieder warten angesagt.
Die Untersuchungsräume sind übrigens sehr klein
und nur mit dem nötigsten ausgestattet.
Und dann kam mein Arzt.
Etwas kleiner als ich, strahlte mich an und fragte,
ob ich mit dem ehemaligen Coach der San Francisco 49ers verwandt wäre,
der hat in 5 Jahren nämlich 3 mal den Super Bowl geholt und
hätte den gleichen Nachnamen wie ich.
Sorry, wir sind nicht verwandt.
„So, what can I do for you?“
Ich schilderte den Grund für mein Kommen und
er ging seinen kompletten Fragenkatalog durch.
Danach gab er mir eine Kostprobe von seinen Deutschkenntnissen.
Er erzählte mir, dass er versuchen würde Deutsch zu lernen,
aber diese Sprache sehr „unique“ wäre.
Aber mit einem außergewöhnlichen Akzent sagte er stolz:
„Ich möchte gerne Schokoladeneis haben.“ – „Haben sie bitte ein Bier.“
Mein Kommmentar: „The question with the beer is very important.“
Weiter ging es mit der Untersuchung.
Und das ist so eine Sache für sich.
Er wollte mich abhorchen mit dem Stethoskop und ich wollte,
wie ich es gewohnt bin, mein Pulli ausziehen.
Aber da kam sofort der Einwand: „No, no, its ok.“
Nix ist mit ausziehen. Hätte ich fast vergessen.
Sexual harassment ist hier ein großes Problem und deshalb findet die Untersuchung
angezogen und ohne Blickkontakt zum Patienten statt.
Er ordnete weitere Untersuchungen an: Blutprobe, Pipiprobe und Ultra-Sound.
Hört sich gut an, oder? Ist aber nur ein ordinärer Ultraschall.
Ich fragte ihn dann noch, was ich machen soll, wenn ich das Pipiproblem wieder habe.
Ich könnte ja nicht wieder 2 Wochen auf einen Termin warten.
Und da kam das magische Zettelchen.
Ich dachte, er macht irgendeine Notiz, tatsächlich war es aber ein Rezept.
So hätte ich wieder Vorrat zu Hause, wenn ich das Pipiproblem wieder habe.
Cool, das finde ich sehr lässig. In Deutschland nicht unbedingt üblich.
Der einzige Unterschied zu Deutschland ist,
das man für die weiteren Untersuchungen viel Zeit mitbringen muß.
Diese drei Untersuchungen bzw. Abgaben haben tatsächlich 1 Stunde gedauert,
obwohl das Wartezimmer so gut wie leer war.
Ich werde hier wirklich auf die Probe gestellt, meine Ungeduld zu zügeln.
Dafür habe ich die Bekanntschaft mit einer unheimlich
netten Schwester machen dürfen, die den Ultraschall bei mir durchführte.
So eine liebe und fröhliche Schwester habe ich noch nie erlebt.
Wir haben über tausend Dinge gequatscht und sie sagte selbst,
dass wir irgendwie die selbe Wellenlänge haben.
Das hätte sie selten mit ihren Patienten.
Alles in allem war ich 2,5 Stunden dort.
Ist schon lang, aber dafür war es sehr nett und der Doc ist sehr gründlich,
wie mir immer wieder gesagt wurde.
Jetzt bin ich gespannt, wie hoch die Rechnung sein wird.
Ein neuer Termin wurde am Check-Out auch gleich vereinbart.
Und ich wurde mit einem fröhlichen „Auf Wiedersehen“ verabschiedet.