Ein Tag im Leben von Elise

Fuer manche Menschen scheint es nach wie vor unvorstellbar zu sein,
dass man als NICHT-arbeitende und kinderlose Expat-Frau keine Langeweile entwickelt.
Aber ich kann euch versichern, selbst nach 2,5 Jahren Aufenthalt hier in den USA,
habe ich bisher keinerlei Anflug von Langeweile verspüren können.

Ich geniesse die Ruhe, das Land, die Leute, unser Haus/Garten und freue mich,
dass ich meinen Hobbies nachgehen kann (Beading, Lesen, Yoga, Laufen, LineDance usw.).
Hinzu kommen natürlich noch die täglichen Must-Do’s (Dinge, die erledigt sein wollen/muessen).

Mir wurde oft gesagt: „Na ja, aber dafür braucht man doch nicht den ganzen Tag.“
Das mag schon sein, dennoch ist z. B. einkaufen gehen (in diesem Fall Lebensmittel)
nicht vergleichbar mit einem Einkauf beim Tengelmann oder Edeka in Deutschland,
die oftmals zu Fuss zu erreichen sind.

1. Sind in Deutschland die Entfernungen zum Supermarkt z. T. kürzer.

2. Es gibt in Deutschland Fusswege und Radwege, welche hier fast gar nicht vorhanden sind.
Wer sich hier auf’s Fahrrad schwingt hat evt. suizidale Gedanken,
denn die Wahrscheinlichkeit von einem Autofahrer übersehen zu werden ist relativ hoch.
Safety first…also bleibt nur das Auto.
Ausserdem habe ich hier noch nie jemanden mit bepackten Einkaufstüten
auf dem Fahrrad gesehen.
Wahrscheinlich würde diese Person von der Polizei angehalten werden,
um herauszubekommen, warum der/die Jenige mit dem Fahrrad einkaufen fährt.

3. Wer sehr angebotsorientiert einkauft oder bestimmte Produkte in
unterschiedlichen Geschäften kaufen kann / will, legt hier diverse Meilen
mit dem Auto zurück und braucht natürlich auch mehr Zeit.

Was soll ich noch lange erklären!
Ich gebe euch mal einen persönlichen Einblick. 🙂

06:15 am
Aufstehen
(Ja, da seid ihr sicher erstaunt.
Viele denken wahrscheinlich, ich liege bis 10 Uhr in der Koje. Nee, nee!)

06:20 am – 06:50 am
Frühstück m. Hubby (Ehemann)

07:00 am (~1-2 Std.)
Hubby ist auf dem Weg zur Arbeit und ich starte mit der Hausarbeit.
(Aufräumen, Wäsche, je nach Wochentag Bäder putzen, Staub saugen etc.)

09:00 am (mit Hin-/Rückfahrt ca. 1,5 Std.)
Laufen gehen, an diesem schönen See.
Je nach Wetterlage und Motivation kann das variieren, normalerweise aber 2x/Woche.

OGL I

OGL II OGL III

OGL IV OGL V

OGL VIII OGL VI

OGL IX OGL VII

Wenn ich nicht laufen gehe, schreibe ich vielleicht gerade einen Beitrag fuer euch. 😉

10:30 am -11:30 am
Duschen und sich fuer die Öffentlichkeit herrichten, dabei überlegen „Was koche ich heute?“

11:45 am (~1-2 Std., je nachdem was man braucht)
Einkaufen fahren, z. B. bei…

OGL X OGL XI

1:00 pm – 2:00 pm
Hunger… Lunch (Mittagessen) und relaxen. 🙂
Manchmal auch mit Hubby oder Freundin.

2:00 pm – 5:30 pm
Freizeit!
Z. B. Bügeln, Hobbies nachgehen, Freunde treffen, Telefonieren, Büroarbeit machen etc.

ab 5:30 pm
Hubby ist (meistens) zu Hause… Kaffee und Kloenschnack.

7:00 pm
Dinner kochen bzw. Yogaklasse, LineDance, Freunde treffen, Kino o.ae.

ab 8:00 pm
TV/DVD schauen oder  s. 7:00 pm

Sicher gibt es mal mehr oder weniger Freizeit bzw. Hausarbeit / Gartenarbeit zu erledigen.
Dennoch wird demnächst wieder die ehrenamtliche Arbeit
und meine Fernfortbildung hinzukommen, somit kann ich mich
über zu wenig Beschäftigung nicht beklagen.

Ich weiss, dass ich hier ein wahres Schlaraffenland-Leben habe, welches ich absolut geniesse.
In Deutschland hätte ich nie die Möglichkeit,
mir als berufstätige Frau ohne Kinder eine Auszeit zu gönnen.
Die „Auszeit“ kommt erst mit den Kindern und wie alle wissen,
(ja, auch wir kinderlosen Paare wissen es), ist das keine wirkliche Auszeit.

Man wechselt lediglich einen Arbeitsplatz mit 40 Std./Woche,
in einen „Home Office“-Job mit 24 Std. / 7 Tage Woche.
Hinzu kommt die Bezahlung in einer anderen Währung, nämlich in „Naturalien“.
Da gibt es angelutschte Kekse, gemalte Bilder oder aber
ein Kinderlaecheln, welches unserer Meinung nach unbezahlbar ist.
Erholungsurlaube vom „Arbeitgeber“ kann man auch nicht machen,
denn der/die reisen immer mit.
Dafür bekommen Muetter/Eltern als „Urlaubsgeld“ wunderschöne Erinnerungen
und vielleicht die erste, selbstgefundene Muschel vom Nachwuchs geschenkt.

Und nun frage ich euch:
Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Hat sich nicht jeder schon einmal gewünscht, sich eine Auszeit nehmen zu können,
um die Dinge zu tun, zu denen man wirklich Lust hat oder
die man schon immer mal machen wollte?

Und wenn ihr diese Frage mit „Ja“ beantwortet,
wuerdet ihr dann Langeweile haben?

Seht ihr… 😉

Ein Gedanke zu „Ein Tag im Leben von Elise“

  1. Folgendes hat uns per Facebook erreicht: (Danke Nicole R.)

    Ich bin nicht in Eurem Blog angemeldet und schreibe deswegen hier ein kurzes Statement. Ich finde Elise macht es 120% richtig und hat für manche Dinge mehr Verständnis, als Menschen, die damit leben. Nur wer mit sich was anfangen kann und angekommen ist bei sich selbst, weiß wie man so einen Tag für sich gestalten kann. Witzig ist der Vergleich „Schlaraffenland“, wir denken ähnlich. Uns wurde mal gesagt, man soll sich immer bewußt sein, das diese Art zu leben nur ein „Fake“ ist. Und uns ist dies bewußt und vielleicht genießen wir das Leben deswegen gerade sosehr, weil soviel Freiheit kommt nie zurück. Vielleicht muß man erst „so alt“ werden, um in den Genuß dieser „Freizeit“ zu kommen und um das Bewußtsein zu haben, ich darf und kann es wirklich genießen und gestalten. Wir haben dazu noch das Glück das wir am Ende unseres „Fake“-Lebens zu viert rausgehen – ab in 14 Tagen 😉 Aber wie gesagt, auch diesen Arbeitsumfang erfaßt Elise deutlich klarer als manche Eltern. Toller Beitrag!!! – Schön Euch so glücklich zu wissen.

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